Kirche geschlossen - Corona siegt!
Es hat mich schon schockiert: heute erhielt ich die Nachricht, dass in unserer Landeskirche (Braunschweig) alle Gemeinden gehalten sind, bis zum 19. April keine Gottesdienste zu feiern.
So manchem wird es sogleich bewusst, welch bedeutenden Feiertage in diese Zeit fallen. Aber wen stört's? Hauptsache, Corona wird nicht weiter verbreitet. Als ob die paar Leute, die sich zu den Gottesdiensten aufmachen, da wirklich ausschlaggebend wären. Aber wie so oft: wo man sich wichtig fühlen kann, macht man sich auch wichtig. Es wird eine schwerwiegende Entscheidung gefällt und man kann sich dabei noch auf die Schulter klopfen und sagen: ich habe das Richtige getan.

Ich muss an Jesus denken, der keine Scheu kannte, sondern sich Aussätzigen näherte und sie durch Handauflegung - oder auch nur durch ein Wort - heilte. Sicher ist das etwas völlig anderes... oder?

Ich muss an die vielen Menschen in der Geschichte der Christenheit denken, die sich aufmachten, um die zu pflegen, die an Seuchen erkrankt waren - ohne dabei an ihre eigene Gesundheit zu denken. Viele von ihnen starben wegen dieses Dienstes. Ich denke an die Pastoren, die ihre Gemeinden nicht im Stich ließen, als an ihrem Ort die Pest oder eine andere Seuche ausbrach, sondern zu den Gottesdiensten einluden und allen das Evangelium predigten - die einzige Hoffnung, die es für die Menschen in dieser Zeit noch gab.

Nun geht es hier natürlich um Prävention, was ja noch was anderes ist. Das Gefahrenpotenzial, der Gottesdienst, ist erkannt und beseitigt. "Oh, was seid ihr so kleingläubig!", möchte ich ausrufen. Es erinnert mich an die Diskussion um die Ansteckungsgefahr beim Abendmahl. Die theologische Dimension hatte plötzlich überhaupt keine Relevanz mehr, alles wurde vom medizinisch-wissenschaftlichen Standpunkt aus begründet. Und ich möchte dennoch fragen: wie kann das Brot des Lebens und der Kelch des Heils zum Brot des Todes oder zum Kelch des Unheils werden? Doch nur durch den Unglauben, dadurch, dass man der Ansicht ist, dass diese theologischen Dimensionen nichts, aber auch wirklich gar nichts, bedeuten für unser Leben. Ja, dann kann man die Gottesdienste natürlich auch streichen, denn in ihnen kommt ja nichts Lebensförderndes vor, oder etwa doch?

Nur, ganz ehrlich: kann sich die Kirche dann noch Kirche (= "Zum Herrn gehörig") nennen, wenn sie selbst nicht mehr an das Wesentliche, nämlich die Verkündigung Jesu (z.B. "Ich bin das Brot des Lebens"), glauben kann?

Ich weiß, dass die historische Kritik sämtliche biblische Texte säkularisieren kann. Doch wer das tut, hört auf, diese Texte als das ernst zu nehmen, was sie sind: Zeugnisse des Glaubens. In der Kirche geht es nämlich einzig um den Glauben. Wer anders denkt, hat das Ziel und die Aufgabe der Kirche aus dem Blick verloren. Und wenn die Kirche nicht mehr zum Glauben ermutigen kann (dazu wären Gottesdienste wunderbar geeignet!), dann braucht man sie auch nicht mehr.

Noch eins: Ich rede hier nur von der protestantischen (evangelischen) Kirche. Ich weiß nicht, wie es sich zur Zeit in der römisch-katholischen Kirche verhält, kann mir aber nicht vorstellen, dass sie ihre Gottesdienste (vorübergehend) abschafft.
Und auch dies sei gesagt: in der Empfehlung, die Gottesdienste nicht zu feiern, wird dies natürlich auch bedauert, da es sich ja um die Kernaufgabe der Kirche handele. Immerhin hat man das erkannt. Nur sollte dann nicht die Folge sein, alle anderen Events (Senioren- und was weiß ich was für Kreise) abzusagen und nur noch ausschließlich zum Gottesdienst einzuladen, vorzugsweise jeden Tag zum einer Buß- und Betandacht? Früher war das in Zeiten von Pest und Cholera usw. das übliche Verfahren...




dreadpan am 13.Mär 20  |  Permalink
Au weia!