Freitag, 12. Juni 2020
Die Sache mit dem Komparativ
Gleich vorweg: der Komparativ ist der Vergleichsfall. Es wird eine Sache mit einer anderen verglichen, wobei der sogenannte Komparativ, die erste Steigerungsform eines Adjekivs, feststellt, dass das eine besser, schöner usw. als etwas anderes ist.
Nun höre ich es im Radio und auf der Straße, beim Nachbarn und anderen: "Heute ist es viel wärmer wie gestern" oder "das ist aber viel teurer wie auf dem Markt" oder "der Porsche ist schicker wie der alte Golf" oder "die Tulpe blüht früher wie die Rose". Ich möchte dann gerne zurückfragen: Wenn es gestern so warm war wie heute, wann war es denn kälter? Vorgestern? Oder "Wo ist es denn nun billiger?" oder "Welches Auto ist denn jetzt hässlicher als die beiden?" usw.
Wenn ich zwei Dinge miteinander vergleichen will, kann ich natürlich das Wörtchen "wie" verwenden, aber nur, wenn beide in etwa gleich sind, z.B.: "Das Pferd ist so schnell wie der Hase" (ob's stimmt, weiß ich nicht, aber es meint, dass beide in etwa gleich schnell sind). Dann verwende ich die Grundform des Adjektivs und keine Steigerungsform.
Wenn ich aber den Komparativ verwende (das ist die erste Steigerungsform eines Adjektivs), dann gehört das Wort "als" dahin: "Das Pferd ist schneller als der Hase". Es ist hingegen völlig unsinnig, zu sagen: "Das Pferd ist schneller wie der Hase", denn das bedeutet: ich bleibe das Langsamere schuldig. Ein brauchbarer Satz wäre: "Das Pferd ist, wie der Hase, schneller als eine Schildkröte." Dann hat man Pferd und Hase die Eigenschaft zugeeignet, schneller als eine Schildkröte zu sein.
Warum nur und wie hat sich diese Unart in unserer Umgangssprache eingebürgert?